Jedes Jahr fallen dem plötzlichen Herztod in Deutschland circa 65.000 Menschen zum Opfer. Er ist die Folge einer bösartigen Herzrhythmusstörung, zumeist Kammerflimmern, die innerhalb weniger Sekunden zum Herzstillstand führt. Nur ein kleiner Prozentsatz überlebt einen Herzstillstand durch eine erfolgreiche Reanimation.
Wissen kann vorbeugen, deshalb beteiligen sich die Katholischen Kliniken Oberberg (KKO) mit einem Vortrag zum Thema: „Plötzlicher Herztod! Wie kann man sich davor schützen?“ an den bundesweiten Herzwochen der deutschen Herzstiftung zum Thema „Plötzlicher Herztod“. Der Vortrag findet am 26.11.2019 von 17.00 bis 19.00 Uhr im St. Josef-Krankenhaus in Engelskirchen (SJK) statt.
„Besonders gefährdet sind Menschen mit Durchblutungsstörungen des Herzens, einer sogenannten koronaren Herzerkrankung, Menschen mit Herzschwächen wie Herzmuskelentzündungen, erhöhtem Blutdruck oder schweren Herzklappenerkrankungen. Angehörige ersten Grades von Patienten, die einen plötzlichen Herztod erlitten haben, sind ebenfalls gefährdet.“, erklärt Killian Membesa Chia, Kardiologe und Oberarzt der Inneren Medizin im SJK. Sein Kollege Kamil Patryk Marasek ergänzt: „Der beste Schutz vor dem plötzlichen Herztod ist die Vorsorge und eine gute Einstellung von Erkrankungen, die eine koronare Herzerkrankung begünstigen. Das sind zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck und erhöhte Blutfette. Wichtig ist auch ein normales Gewicht und regelmäßige körperliche Betätigung. Schutz nach einem überlebten Herztod bietet ein Defibrillator und bestimmte Medikamente. Eine genetische Untersuchung und Beratung ist für Menschen empfehlenswert, in deren Familien Fälle von plötzlichem Herztod vermehrt aufgetreten sind. “
Die beste Strategie gegen den plötzlichen Herztod lautet: Herzerkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln. „Dazu raten wir Männern und Frauen ab 40 Jahren – bei familiärer Vorbelastung früher – zur Früherkennung durch regelmäßige Check-ups beim Hausarzt, erklärt der Notfallmediziner und Herzspezialist Dr. Dietrich Andresen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Bei diagnostizierter Herzerkrankung raten die Kardiologen Chia und Marasek zur regelmäßigen Kontrollen beim Kardiologen oder Internisten.
Das SJK bietet folgende diagnostische Möglichkeiten, um bösartige Herzrhythmusstörungen frühzeitig zu erkennen:
Ruhe-EKG:
Mit Hilfe dieser Untersuchung können ohne viel Aufwand kleinste Veränderungen im Erregungsaufbau und in der Erregungsausbreitung des Herzens erkannt werden. Es wird gemessen, wie schnell der Herzschlag ist.
Langzeit-EKG:
Einige Herzrhythmusstörungen treten nur sporadisch auf. Durch eine kontinuierliche EKG-Aufzeichnung zwischen einem und sieben Tagen werden solche Ereignisse aufgespürt.
Ereignisrekorder:
Bei vielen Patienten treten die Herzrhythmusstörungen sehr selten auf. Um diese zu erfassen, wird ein winziges Gerät unter die Haut auf Höhe des Brustbeins eingepflanzt. Dieser sogenannte „Eventrecorder“ überwacht über Monate und Jahre hinweg den Herzschlag und zeich-net gefährliche Herzrhythmusstörungen auf. Die Daten können dann entweder zu bestimmten Zeiten ausgelesen oder per Funk dem Arzt übertragen werden, der die Daten dann analysiert.
Herz-Ultraschall:
Hiermit können Klappenfehler, Herzmuskelentzündungen mit Herzschwäche sowie Hinweise auf Durchblutungsstörungen des Herzens und Schäden durch erhöhten Blutdruck erkannt werden. Diese Erkrankung tragen zum großen Teil zur Entstehung von bösartigen Herzrhythmusstörungen bei.
Belastungs-EKG
Übermäßige körperliche Belastung - zum Beispiel durch Ausdauersport - kann die Entstehung von Herzrhythmusstörungen bei gefährdeten Patienten begünstigen. Durch eine kontrollierte Belastung auf einen Fahrradergometer in Anwesenheit von erfahrenen Ärzten und geschultem medizinischen Personal wird der Patient stufenweise belastet, um mögliche Hinweise auf bösartige Herzrhythmusstörungen oder Durchblutungsstörungen am Herzen zu erkennen.
Am häufigsten liegt dem plötzlichen Herztod eine koronare Herzkrankheit (KHK) zugrunde. Sie spielt bei Patienten jenseits der 40 die größte Rolle. Expertenschätzungen zufolge haben rund sechs Millionen Menschen in Deutschland eine KHK, die wiederum durch Risikokrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen verursacht wird. Die KHK ist eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels aufgrund einer Einengung der Herzkranzgefäße, die zum Herzinfarkt und auch zur Herzschwäche führen können. Durchblutungsstörungen führen zu Vernarbungen in der Herzmuskulatur, die schwere Herzrhythmusstörungen begünstigen. Besonders häufig ist die Herzschwäche, meist infolge einer KHK oder auch einer Herzmuskelentzündung. Weitere seltenere Ursachen für den plötzlichen Herztod sind Herzklappenerkrankungen und angeborene Herzfehler sowie ein hoher Blutdruck.
Auch bei jüngeren Patienten vor dem 40. Lebensjahr kann es, wenn auch seltener, zum plötzlichen Herztod kommen. Die Ursachen sind Herzmuskelentzündungen, angeborene Herzfehler sowie genetisch bedingte elektrische Herzerkrankungen. Auch Drogenkonsum zählt zu den Ursachen für den plötzlichen Herztod in diesem Lebensabschnitt.